ONLINESHOP
„Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht …“ Im Gespräch mit Schiedsrichter.de
„Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht …“ – Nun gut, nur wir wissen ganz genau, wo das Zubehör herkommt, das Schiedsrichter in den verschiedensten Sportarten an oder bei sich tragen, wenn sie während der Spiele nach dem Rechten sehen: Wir haben mit unseren langjährigen Kunden Andreas Klee und Daniel Bersch von der Firma b+d Allzweck-Sportartikel gesprochen, die mit ihrem Onlineshop „Schiedrichter.de“ auch maßgeblich an der Ausrüstung der gerade absolvierten Fußballweltmeisterschaft beteiligt waren.
od: Hallo, Andreas und Daniel, schön, dass ihr euch für dieses Interview zur Verfügung gestellt habt. Direkt mal zu Beginn: Was macht eigentlich Schiedsrichter.de genau?
Schiedsrichter.de: Hallo, wir freuen uns, hier Rede und Antwort zu stehen, vielen Dank. Wir sind Spezialisten für Schiedsrichter- und Regelzubehör – das heißt, wir produzieren die roten und die gelben Karten und sorgen dafür, dass der Schiedsrichter eine Pfeife auf dem Platz mit dabei hat – und das richtige Equipment, das kommt auch von uns. Kurz und gut: Wir liefern alles, was Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter benötigen, um ihre Tätigkeit auszuüben, darüber hinaus Vereinsequipment, Sportplatzbedarf wie Tore und Netze und last but not least alles, was zur Fitness und zur Ersten Hilfe auf dem Sportplatz gehört.
od: Also auch Tore bei Meisterschaften?
Schiedsrichter.de: Ja, das ist auch richtig – wir haben irgendwann einmal unser Sortiment erweitert, also das ganze Paket rund um die Regelwerke von Fußball- oder Handball. Das Ganze hat in den Niederlanden bei der Europameisterschaft im Jahr 2000 angefangen, später haben wir auch das Schiedsrichterzubehör für die Weltmeisterschaft nach Brasilien geliefert. Seit der Europameisterschaft 2004 in Portugal haben wir dann die Tore auf den Platz, die Eckfahne und die Auswechsel-bänke gestellt. Und natürlich war das „Highlight“ die Weltmeisterschaft 2006 hier in Deutschland. Da haben wir ja wirklich auch alle Stadien ausgestattet – und alle Trainingsplätze.
od: Wahnsinn, wie lange das auch schon wieder her ist. Auch wir kennen uns und arbeiten jetzt schon seit über 20 Jahren zusammen. Wie lief das eigentlich damals in eurem Bereich – vor Beginn des E-Commerce-Zeitalters?
Schiedsrichter.de: Also wir kommen ganz klassisch aus dem „Mailorder“, dem Katalogversand: Man schickt einen Katalog mit Bestellkarte raus, die Kundschaft freut sich und bestellt bestenfalls. Und das Ganze wurde dann an 20.000 bis 30.000 Adressen geschickt. Der Übergang zum digitalen Medium fing dann aber auch schon schnell an – wir haben damals noch mit einem 56-K-Modem gearbeitet, da konnte man tatsächlich noch hören, wenn man „online“ war!
od: Ungefähr zwischen den Jahren 2016 und 2018 ist dann euer letzter Print-Katalog erschienen. War das dann wirklich auch der Zeitpunkt, an dem ihr beschlossen habt: Jetzt ist es so weit, dass das Medium „Onlineshop“ den Katalog abgelöst hat?
Schiedsrichter.de: Ja. Das hatte damit zu tun, dass sich sowohl die Zielgruppe als auch das Kaufverhalten und das Konsumverhalten verändert hatten – immer mehr hin zum Digitalen, zu digitalen Inhalten, zu digitalen Medien. Da gab es diese sozialen Medien, die immer präsenter wurden. Und irgendwann muss man eben schauen: Wo ist denn meine Zielgruppe, wie erreiche ich denn meine Zielgruppe am besten ohne Umwege? Und wenn das nun einmal nicht mehr der Katalog ist, dann setze ich doch lieber auf ein Medium, mit dem ich sie gezielt erreiche. Das sind dann natürlich Facebook, Instagram, TikTok, Twitter.
od: Ja, und alles, was da demnächst noch so kommt. Ihr seid ja schon quasi ewig am Markt – wir fing das alles überhaupt an?
Schiedrichter.de: Das war in den frühen 1970er-Jahren, da war unser Firmengründer, Herr Baaser, selbst in der Bundesliga an der Linie als Linienrichter – oder Schiedsrichterassistent, wie man es heute korrekterweise formuliert. In der zweiten Bundesliga war er selbst Schiedsrichter und er hatte damals ein Problem: Es gab für Schiedsrichter keine Ausrüstung. Das heißt, man hat sich eine Trillerpfeife irgendwo im Spielwarenladen gekauft, eine Tennishose selbst schwarz gefärbt und ein schwarzes Oberhemd dazu. Ansonsten gab es gar nichts. Und er hatte dann die Idee, selbst ein Schiedsrichtersortiment aufzustellen: Das alte Schulmäppchen der Tochter hat er dann ausgeräumt und ein bisschen umgebaut. Die verschiedenen Karten, das Zubehör, die Pfeife und alles hinein – und schon war das Schiedsrichterset geboren. Noch bis heute ein Topseller!
Andreas Klee, Geschäftsführer
Daniel Bersch, Leiter Vertrieb & Marketing
od: Also fing alles mit Produkten aus eigener Herstellung an. Es scheint ja schon damals einen großen Bedarf gegeben zu haben. Auch als wir uns damals kennenlernten, hatten wir überhaupt gar keine Vorstellung davon, wie viele Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter es denn in Deutschland gab und heute gibt und wie viele Spiele sie pfeifen. Lässt sich das in Zahlen einordnen?
Schiedrichter.de: Also wir haben im Moment beim Fußball knapp 60.000 Unparteiische allein hier in Deutschland in allen Bereichen bis zur Jugend-Bundesliga und hinunter in die C-Klasse. Dazu kommen dann ungefähr 15.000 Handballschiedsrichterinnen und -schiedsrichter. Dann haben wir etwa dieselbe Zahl beim Hockey und beim Basketball. Wir fokussieren uns auf alle Teamsportarten, in denen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter mit entsprechender Ausrüstung gebraucht werden. Und da kommt schon eine ganz große Zielgruppe zusammen. Zudem muss man sich die Zahl der Fußballspiele, die jede Woche stattfinden, einmal vergegenwärtigen: Das sind an die 120.000 Fußballspiele jedes Wochenende!
od: Unglaublich – das hätten wir auch nie gedacht. In den 22 Jahren, die ihr schon im E-Commerce seid, hat sich da analog zum Markt auch das Verhältnis eurer Verkaufskanäle verschoben? Der Onlineshop, der am Anfang wahrscheinlich eher ein Zubrot war, ist der mittlerweile der vorrangige Point of Sale?
Schiedrichter.de: Ganz genau so ist es. In der Anfangszeit war tatsächlich der Shop nur „nice to have“: Das Gros waren körbeweise Bestellpostkarten. Montagmorgen, wenn die Post kam, dann saßen erst einmal zwei, drei Leute da und haben Bestellpostkarten sortiert oder eben Faxbestellungen – da fragt sich schon manch einer, was ist denn ein Fax? Heute ist es so, dass die Bestellungen vor allem über die Onlineplattform hereinkommen und das auch mittlerweile schon nicht mehr über stationäre PCs, sondern das mobile Endgerät.
od: Das ist doch super. Wir haben außer Design und Entwicklungen alles Mögliche, auch sogar Stammdatenpflege und Produktpflege für euch mit übernommen. Unser liebstes Produkt ist die „MUNDIAL“-Pfeife in Gold, die hört man öfter mal bei uns im Office, wenn es schnell gehen muss!
Schiedsrichter.de: Zur goldenen Pfeife gibt es auch ein schönes Erlebnis: Wir hatten genau diese bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 den Schiedsrichtern als Präsent ausgegeben – mehr als „Goodie“ oder Werbegeschenk. Doch tatsächlich hat der japanische Schiedsrichter, der dort war, bei einem hochklassigen Spiel dann während der Weltmeisterschaft diese goldene Pfeife benutzt – ab dem nächsten Tag hat unser japanischer Kunde uns das Telefon heiß telefoniert, weil der Markt in Japan abging: Alle wollten diese goldene Pfeife haben!
od: Herrlich! Aber das zeigt doch wieder, wie flexibel man sein muss, es kann sich schnell vieles verändern. Ihr wart zwar immer sehr früh dran – Stichwort „responsive Shop“ schon im Jahr 2016 – aber bemerkt ihr trotzdem noch die Dynamik in eurem Markt?
Schiedsrichter.de: Ja, alles ist unheimlich dynamisch geworden – vor allem auf dem Markt. Und das beinhaltet auch interne Lernprozesse: Wir haben irgendwann erkannt: Okay, wir sind jetzt in einem Nischenmarkt, wir sind die Nische von einer Nische im Fußballbereich – sozusagen dem Schiedsrichterbereich. Alles ist so vielfältig geworden, dass man Möglichkeiten hat, die heute super sind, morgen aber nicht mehr funktionieren. Man muss natürlich auch dann irgendwann einmal die Erkenntnis gewinnen, dass unsere Zielgruppe nicht altert, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter haben eben eine altersbestimmte Karriere. Deshalb gehören auch „Digital Natives“ immer mehr dazu und die „Digital Dinosaurs“ werden weniger. Deshalb haben wir uns auch früh dazu entschieden, so gut wie jeden Trend mitzumachen und einfach einmal auszuprobieren. Unser Erfolg bestätigt uns, dass das richtig ist.
od: Das stimmt! Deswegen schauen auch wir uns gerade bei der Arbeit an eurem Shop verschiedene Sachen an: Wo sind wir gerade, was kann man wieder drehen, wo kann man wieder schrauben, was gibt es vielleicht für neue Trends? Da beflügeln wir uns ja aber auch gegenseitig …
Schiedrichter.de: … Was die ganze Zusammenarbeit mit euch natürlich auch umso schöner macht – die ja jetzt schon wirklich sehr, sehr lange besteht. Es wird nicht langweilig. Und das machen diese Gespräche eigentlich auch deutlich, man beflügelt sich da gegenseitig, das ist ein „Brainstorming“. Und dann wirft der eine das auf den Tisch und dann sieht man wieder diese Zahl oder diese Entwicklung. Die animiert dann zu etwas Neuem. Und das Ganze gepaart mit den neuesten Entwicklungen auf dem Markt – sowohl im Hinblick auf Technik als auch Marketing. Das macht schon Laune!
od: Ja, auf alle Fälle, das sehen wir auch so! Vielen Dank für das Gespräch – wir sind gespannt, was wir uns in der nächsten Zeit gemeinsam noch für Lösungen einfallen lassen!